«Wild», aber nicht unorganisiert
Zahlreiche Hobby-Eishockeyspieler betreiben ihren Sport ausserhalb des Verbandes.
Samstag 2. Februar 2019 09:33 von Reto Pfister, (Berner Zeitung)
Die Gohl Pirates trainieren Bandenchecks. (Bild: Thomas Peter)
Unterhalb der 2. Liga beginnt der Bereich, in dem Eishockey für viele Akteure zum reinen Hobby wird. Man absolviert vielleicht ein Training pro Woche, bestreitet am Wochenende ein Spiel, das wars. Längst nicht jeder tut dies in einer vom Verband durchgeführten Spielklasse, viele spielen in einer sogenannten «wilden» Liga.
Im Kanton Bern existieren drei solche Meisterschaften. Der Berner Cup wird mit 32 Teams aus der Region Bern und dem unteren Emmental durchgeführt, gespielt wird in Bern, Biel, Langnau, Burgdorf und auf der KEB Schwarzwasser. Die BEO-Meisterschaft wird von 10 Teams bestritten und in Kandersteg, Matten und Oberlangenegg ausgetragen. Und schliesslich die Emmentaler Meisterschaft mit 11 Mannschaften, deren Spiele in Langnau durchgeführt werden.
Nicht jede Liga ist gleich organisiert. So wird im Oberland ohne Körperkontakt, aber mit Playoff gespielt, im Emmental ist es genau umgekehrt. Und wild im Sinne von chaotisch, dass jeder einfach so ein Team anmelden kann, sind die Ligen nicht. «Ich mag den Begriff auch gar nicht», sagt Rolf Rothenbühler, der Leiter der Emmentaler Meisterschaft. 1992 wurde sie gegründet, die 11 aktuellen Teams sind alle seit langer Zeit mit dabei.
Pause für Zweitligaspieler
Als Gefäss für ehemalige regionale Spitzenleute soll die Liga nicht dienen. So dürfen Viertligaspieler in der darauffolgenden Saison mittun. Wer zuletzt in der 2. Liga oder bei den Elitejunioren aktiv war, muss hingegen drei Jahre warten. So wird gewährleistet, dass das Spielen ein Vergnügen bleibt und man nicht durch hohe Niederlagen gegen stark besetzte Mannschaften die Freude verliert.
Einzelne Emmentaler Teams absolvieren Trainings, andere nicht. Die Gohl Pirates gehören zu Ersteren. Sie verdienen sich ihre Einheit am Donnerstagabend (21.30 Uhr) auf besondere Weise. Die Spieler sind nach Heimspielen der SCL Tigers als Reinigungsequipe im Einsatz; im Gegenzug müssen sie fürs Training keine Miete bezahlen. «Nicht nur die Spieler, sondern auch Personen aus dem Umfeld helfen mit», sagt Teamchef Marco Wüthrich.
Gohl ist derzeit auf dem 4. Platz klassiert. In der Mannschaft gibt es Akteure, die bei den SCL Young Tigers gespielt haben, mit Roger Mosimann (35) ist auch einer mit dabei, der vor einem Jahrzehnt in der 2. Liga (Schwarzenburg, Ursellen) aktiv war. Andere Teammitglieder aber sind Quereinsteiger, die nie in einer regulären Meisterschaft gespielt haben.
Akteure zurückholen
Beim Verband anerkennt man die Arbeit, die in den externen Ligen geleistet wird. Dennoch hätte man Freude, wenn der eine oder andere Spieler, das eine oder andere Team in die 3. oder 4. Liga zurückkehren würde. Derzeit werden Überlegungen angestellt, etwa Gruppen mit reduzierten Lizenzgebühren zu bilden. Dies insbesondere für die Romandie, wo die 4. Liga nur noch aus elf Teams besteht und alle anderen Teams, die dort ihren Platz hätten, ausserhalb des Verbandes spielen.